logo pg Grabfeldbrücke
Stationenspiel im Klostergarten – Ins Mittelalter zurück versetzt fühlte man sich am Mittwochnachmittag im Klostergarten von Bad Königshofen. Da erlebten die Zuschauer einen Kampf mit Schwertern, sahen einen Mann, der in die Kasematten eingesperrt wurde, sich an der Klosterkirche seiner Kleider entledigte und schließlich als Mönch im Klostergarten unterwegs war. Hintergrund dieses doch ungewöhnlichen Auftritts von Pfarrer Karl Feser, Petra Berwind und Regina Werner war ein Stationentheater über das Leben des Heiligen Franz von Assisi.

Es war dies die praktische Prüfung der pastoralen theologischen Ausbildung von Petra Berwind, erklärte Pfarrer Karl Feser. Gemeinsam mit Pastoralreferentin Regina Werner, Mentorin von Petra Berwind, hatte man das Stück in rund zwei Monaten erarbeitet. Mit dabei war am Mittwoch auch der einstige Dekanatsjugendseelsorger, Thorsten Kapperer, der die Prüfung abnahm.  "Ich hatte erst einen Vortragsabend über Franz von Assisi überlegt, bevor wir auf die Idee kamen das Thema spielerisch in Theaterform aufzuarbeiten," sagt Petra Berwind. So entstand in gemeinsamer Arbeit das Stationentheater mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Franziskus. Pastoralreferentin Regina Werner fungierte dabei als "unbekannte Frau des 21. Jahrhunderts". Sie erzählte vom Film über Papst Franziskus, den sie gesehen hatte und sich daraufhin mit dem Leben des Heiligen Franz von Assisi beschäftigte. "Ich habe mir ein Buch ausgeliehen und die Geschichte des Franz von Assisi nachgelesen." Der Sohn eines reichen Tuchhändlers war übermütig, verschwenderisch, großzügig und las Ritterromane. Als es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Städten Assisi und Perugia kam, zog er als freiwilliger Soldat in den Krieg.

 

Da kam dann Pfarrer Karl Feser als Franz von Assisi ins Spiel, als er mit Kampfgeschrei und gezücktem Schwert auf den gegnerischen Soldaten, dargestellt von Petra Berwind, traf. Franziskus wurde im Kampf verletzt und ins Gefängnis -die Kasematten- gesteckt. Dort haderte er mit Gott und schrie, die Arme gegen den Himmel gestreckt: Mein Gott, warum lässt du das alles zu, du willst doch ein Gott der Liebe sein!"  Ein Jahr verbrachte Franziskus im Gefängnis, dann kaufte ihn sein Vater (Wolfgang Berwind) für 30 Silberlinge frei. Regina Werner berichtete, dass Franz von Assisi im Betrieb seines Vaters arbeitete und sah, wie dort die Arbeiter ausgebeutet wurden. Er wandte sich den Armen zu und verschenkt die Stoffe seines Vaters, der ja Tuchhändler war. Es kommt zum Streit, den schließlich der Bischof (Björn Straub) schlichten sollte.

Das geschah einst auf dem Marktplatz von Assisi, im Spiel vor der Klosterkirche, wo Franz sich seiner Kleider entledigte und diese mit der Mönchskutte tauschte. Er trennte sich von seinem Vater und verzichtete auf dessen Reichtum und sein Erbe. Als Mönch kniet er vor der Klosterkirche, als er eine Stimme hört, die ihm sagt: Franziskus, geh und baue meine Kirche wieder auf, die zu verfallen droht." Mit der Maurerkelle in der Hand sah man Pfarrer Karl Feser als Franziskus an der Klosterkirche stehen. Dieses Bild übertrug Regina Werner in die heutige Zeit und brachte Papst Franziskus ins Spiel, der auch das Potential habe, die Kirche zu erneuern. "Der Name Franziskus ist Programm!" Zur Geschichte von Franz von Assisi berichtete sie, dass dieser zum Spielmann Gottes wurde, sprach mit der Natur, den Tieren und zähmte sogar einen Wolf. Im Stationenspiel kommt deshalb bewusst der bekannte Sonnengesang des Franziskus ins Spiel.

Pfarrer Karl Feser, in der Rolle des Heiligen Franziskus, spielt diese Szene am Brunnen im Klostergarten. Er lobt die Schöpfung Gottes, den Mond, die Sterne, die Blumen und die Tiere. Zu ihm gesellt sich sein Freund Leo (Petra Berwind). Auf dem Weg treffen sie auf eine Ziegenhirtin (Carmen Nöth) die ein Tier zum Metzger führt, weil sie dringend Geld braucht. Franz tauscht seinen Mantel gegen die Ziege, gibt ihr aber das Tier zurück. Sie muss versprechen, dass die Ziege nicht getötet wird. Schließlich die Szene mit dem "Wolf von Gubbio" und einem Räuber (Tobias Ames), der bösartig ist. Überliefert ist, dass Franz von Assisi den Wolf streichelte und dem Räuber sagte, dass er in Frieden zu den Menschen gehen soll. Regina Werner berichtete dazu, dass Menschen aus Gubbio Franziskus zu Hilfe gerufen hatten, weil der Wolf in der Stadt sein Unwesen trieb.

In die heutige Zeit übertrug "die unbekannte Frau aus dem 21. Jahrhundert" diese Geschichte und meinte, dass dies vergleichbar mit dem Hass im Internet, mit der Gewalt und mit der Aggressivität der Menschen. Sie berichtet stichpunktartig vom weiteren Leben des Heiligen Franz von Assisi, von seinem treuen Freund Leo und vom Tod des Heiligen Franziskus. Diese Szene spielt im Klostergarten. Hier las Petra Berwind dem sterbenden Franziskus den Sonnengesang in der Originalsprache vor. Franz von Assisi übergibt ihr dann sein Testament und stirbt. Seine letzten Worte: Lobet und preiset meinen Herrn und dankt und dient ihm mit großer Demut.

Regina Werner erinnert abschließend an die Geschichte der Klosterkirche, daran, dass 1662 das Kloster erbaut und 1971 abgerissen wurde. Erinnerungen an Pater Armin, Pater Franz, Pater Odilo und Pater Eckbert wurden wach. Heute gibt es noch die Klosterkirche, die durch eine Unterschriftenaktion der Bevölkerung, initiiert vom damaligen Kreisheimatpfleger Otto Schulz, gerettet wurde. Eine kleine franziskanische Gemeinschaft hält die Erinnerung wach. Das eindrucksvolle Stationenspiel endet mit dem gemeinsam gesungenen Sonnengesang.  Regina Werner: Das Vermächtnis von Franz von Assisi geht weiter, seine Ideen sind nach wie vor lebendig. Letztendlich berühre der Sonnengesang, das Loblied auf die Schöpfung,  immer noch die Herzen vieler Menschen.

Autor: Hanns Friedrich

­