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Ökumenischer Gottesdienst für Verliebte – Der "ökumenische Gottesdienst für Verliebte" am Samstagabend in der evangelischen Kirche Bad Königshofen war im wahrsten Sinn des Wortes ein Gottesdienst "in den man sich verlieben könnte." Das zeigte die überaus rege Beteiligung. Der katholische Geistliche Karl Feser und sein evangelischer Amtsbruder, Pfarrer Lutz Mertten zauberten gar ein spezielles Rezept für Verliebte. Sie verwandelten dazu kurzerhand das Gotteshaus in eine Backstube.

 So viele Verliebte, oder Menschen, die ihre Liebe zueinander segnen lassen wollten hatte, die Pfarrer Lutz Mertten und Karl Feser wohl nicht erwartet, denn in der evangelischen Kirche Bad Königshofen war am Samstagabend kaum noch ein Platz frei. Auf dem Boden des Gotteshauses waren bunte Herzen aus Papier ausgestreut, an den Lampen sah man Herzen und selbst das Bildnis von Martin Luther schmückte ein großes rotes Herz. Entsprechend gestaltet waren Altarraum und natürlich auch der Altar selbst. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst, in den man sich verlieben könnte, so hervorragend war die Gestaltung, von Barbara Eckmüller an der Harfe und Dittmar Jucht an der Orgel.

In seiner Begrüßung zitierte Pfarrer Lutz Mertten bekannte Liebesaussagen wie "Ich liebe dich wie Himbeeren mit Sahne" oder "Dein Anblick ist mein Leibgericht, erfrischend und so labend..." Zum Schmunzeln regte der Ausspruch an: Morgens, mittags und abends kann nichts essen, weil ich dich liebe - Nachts kann ich nicht schlafen - weil ich Hunger habe." Damit war der Pfarrer beim Thema des Gottesdienstes für Verliebte, nämlich "Liebe geht durch den Magen". Als einen ersten und besonderen Leckerbissen bezeichnete er dabei Barbara Eckmüller, die sowohl alpenländische als auch selbst komponierte Lieder auf der Harfe spielte und damit dem Gottesdienst eine ganz besondere Note gab. Sein Wunsch am Ende: "Hoffentlich ist das der Beginn einer langen Liebe für unsere Gottesdienste."

In seiner Ansprache sagte Pfarrer Lutz Mertten, dass, wenn man verliebt ist, viele die bekannten "Schmetterlinge im Bauch" spüren. Es sei nachgewiesen, dass sich Gefühle des Menschen auf körperliche Reaktionen niederschlagen: Bei Angst schlägt das Herz schneller, die Muskeln werden mehr durchblutet, die Bronchien erweitern sich. Beim Verlieben sind es aber die positiven Reaktionen: "Das sogenannte Belohnungszentrum in unserem Gehirn wird aktiviert, Glücksgefühle ausgeschüttet." Etwas, das aber auch bei gutem Essen der Fall ist. Der Vergleich, dass Liebe durch den Magen geht sei damit doch sehr nahe liegend. Zum Ursprung des bekannten Sprichwortes sagte der Pfarrer, dass dies daher kommen könne, als die Frau allein noch für den Haushalt und die Kinder zuständig war und ein gutes Essen als Liebesbeweis der Frau für den Mann galt, der auf Arbeit ging und Geld verdiente.

Pfarrer Karl Feser zitierte dann Wilhelm Busch, der einmal geschrieben hatte: "Gar lieblich dringen aus der Küche, bis an das Herz die Wohlgerüche..." und Pfarrer Lutz Mertten ein Gedicht von Anna Haneke, Darin wird speziell auf die Liebe eingegangen, wenn es unter anderem heißt: "Wenn ich dir sag: Ich liebe dich, so heißt das mehr, dann meine ich: Dein Gesicht, dein Haar, deinen Mund, dein gutes Herz..." Dann die etwas andere Predigt, die natürlich unter dem Motto "Liebe geht durch den Magen" stand. Ein Tisch vor dem Altar zeigte verschiedene Backzutaten, einen Korb, eine Flasche Likör, ein Waage und natürlich eine Teigschüssel. Für allgemeine Heiterkeit sorgte gleich zu Anfang die Antwort von Pfarrer Karl Feser, der auf  die Frage von Lutz Mertten: "Sag mal, was hast Du denn jetzt vor?" antwortete: "Ich mach jetzt die Liebe!" Das dazu ein spezielles Rezept gehört,  zeigten die beiden dann in der "Predigt nach Rezept."

Mehl wurde abgewogen, Zucker, und dazwischen immer wieder einmal die Verbindung zur Liebe herausgestellt: "Liebe ist so süß wie Zucker" oder bei der Zugabe von Eiern und Eigelb der Vergleich, dass Liebe oft zerbrechlich wie ein Ei ist. Aber, in der Liebe sollte man sich auch mal vom anderen knacken lassen. "Wer wirklich liebt, der läßt den anderen auch einmal hinter die eigene zerbrechliche Fassade schauen." Weitere Zutaten wurden mit Sehnsucht und Fernweh, mit etwas Verbotenem oder auch mit Überraschungen verdeutlicht. Für das Verbotene stand der Eierlikör für Überraschungen die Schokostreusel und für Fernweh Vanille. Pfarrer Lutz Mertten verglich schließlich den Kuchen, der aus den unterschiedlichsten Zutaten besteht, mit der Liebe, die den Segen Gottes braucht, um zu gelingen. Zur Überraschung der Gäste gab es dann natürlich kleine Kuchenstückchen, die vorbereitet waren. Ausgeteilt wurden sie von den beiden Pfarrern in ihrer doch recht  ungewöhnlichen Koch-Tracht.

Dann aber wollte Pfarrer Lutz Mertten auch wissen, wie denn die Gläubigen in der Kirche selbst zu ihrer Liebe stehen, ob es spezielle Liebes-Rezepte gibt, damit die Liebe gelingen kann. Bei dieser Rezeptsammlung kam dann einiges zusammen: Immer verzeihen...  Geduld... Miteinander reden und auch miteinander streiten... sich versöhnen... Zeit füreinander haben aber auch auf den tiefen Glauben und Gottes Hilfe vertrauen."  So luden die beiden Pfarrer denn auch zum persönlichen Segen ein, "weil Menschliches und Göttliches so nah bei einander wohnen," wie Pfarrer Lutz Mertten sagte. Auf das Thema "Liebe, aber auch die Probleme, die Beziehungen mit sich bringen," waren schließlich die Fürbitten abgestimmt bevor mit dem Orgelspiel von Dittmar Jucht das Thema "Liebe" noch einmal mit dem Lied "Aber dich gibts nur einmal für mich" lautstark bekräftig wurde. Im evangelischen Gemeindehaus gab es anschließend die Möglichkeit auf die Liebe und das Leben anzustoßen.

Autor: Hanns Friedrich

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