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Mit dem Gründonnerstag schweigen in den christlichen Kirchen die Orgel und auch die Glocken bis zur Osternacht. In dieser Zeit übernehmen Mädels und Jungs wie seit Jahrzehnten, auch in Bad Königshofen, deren Aufgabe und rufen dreimal am Tag zum Gebet.

Dazu bedienen sich sich oft mehr als 100 Jahre alter Holzinstrumente, die sogenannten Klappern oder Rumpeln. Solch eine Holzklapper oder -Ratsche besteht aus einem etwa 50 mal 30 Zentimeter großen Resonanzkasten aus Holz. Darauf befinden sich zwischen sechs und zehn Holzhämmer, die wiederum durch eine Walze in Bewegung gesetzt werden und ein dumpfes Geräusch ergeben.

Beim Klappern an den Kartagen werden verschiedene Liedtexte gesungen. Aus den 1930er Jahren stammen die Texte der Ratscher von Bad Königshofen, die der verstorbene Kreisheimatpfleger Otto Schulz überarbeitet hat. Geschrieben wurden sie von einem Kaplan Memmel der Stadtpfarrei Königshofen im Grabfeld. Am Gründonnerstag lautet der Text: „Ihr Christen, denkt der Leidensnacht, der Herr am Ölberg einsam wacht“, am Karfreitag: „Ihr Christen, nun ruht der Herr im Grab, heut, morgen bis zum dritten Tag. Kyrie Eleison“. Am Karsamstag singen die Ratscher: „Es beginnt die heil'ge Osternacht, das Licht durchdringt die Grabesnacht. Maria nicht mehr klagt und weint, Christus der Herr, ihr bald erscheint. Ave Maria“. Tradition ist es seit vielen Jahren, dass am Marktplatz das Lied "Heiliger, großer, unsterblicher Gott" gesungen wird.

Am Karsamstag dürfen die Ratscher von Haus zu Haus gehen und um eine kleine Gabe bitten. Dazu sagen sie: Wir haben geklappert fürs Heilige Grab und bitten um eine Ostergab. Heute gibt es dann oftmals Süßigkeiten und Geld. In den 1950/60er Jahren gab es Eier und ab und zu Süßigkeiten, heute nicht mehr vorstellbar. Der thüringische Nachbarort Wolfmannshausen war zu DDR-Zeiten eine katholische Enklave, die zum Bistum Würzburg gehörte. Dort wurde unter dem damaligen Pfarrer Alfred Rind das Ratschen in den Kartagen ebenfalls weiter gepflegt. Als besondere Belohnung verteilte der Ortspfarrer eine Tube West-Zahncreme. Die hatte er gesammelt und konnte so den Kindern eine besondere Osterfreude bereiten.

Autor: Hanns Friedrich

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