logo pg Grabfeldbrücke
Wenn Johanna Dietz und Ulli Feder in die Sozialstation St. Kilian nach Mellrichstadt kommen, können sie es oftmals noch nicht glauben, dass rechts vom Eingang das entsteht, was vor gut fünf Jahren nur als Idee in ihren Gedanken vorhanden war - ein Pflegeübungszentrum. "Es wächst, Stein für Stein und wo noch vor einigen Wochen der Bau abgesteckt war, ist nun zu erkennen, wie es wird." Immerhin soll es im Frühjahr 2019 ja auch bezugsfertig sein, sagt Johanna Dietz, Leiterin der ambulanten Altenhilfe im Kreiscaritasverband Rhön-Grabfeld. Immerhin ist es ein Projekt, das es bislang in dieser Art noch nicht gibt.

So war es kein Wunder, dass man an der Zuschussstelle in München wenig damit anfangen konnte, erinnert sich Landtagsabgeordneter Steffen Vogel. Das Problem sei gewesen dass es dafür eine Finanzierung eigentlich nicht gab, weil Pflegeeinrichtungen nicht mehr gefördert werden. So wurde das Modell “PÜZ ( Pflegeübungszentrum)im Arbeitskreis im Gesundheitsausschuss vorgestellt.Was keiner zu hoffen gewagt hatte: Der Bayerische Landtag fasste eigens einen Beschluss für dieses innovative Modell und sagte 150 000 Euro Förderung zu. Bei der Caritas-Sozialstation habe hatte man die Zeichen der Zeit erkannt, denn die demografische Entwicklung sei nicht mehr aufzuhalten. Johanna Dietz, Leiterin der ambulanten Altenhilfe im Kreiscaritasverband, zeigt sich im Gespräch mit dieser Zeitung nach wie vor begeistert. Man baue zukunftsorientiert mit diesem Modellprojekt für und mit pflegenden Angehörigen und pflegebedürftigen Menschen. Ziel sei es, eine optimale Pflegesituation zu schaffen und dabei auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.

Wie kann man sich das vorstellen? "Die Pflegebedürftigen und bei Bedarf auch  Angehörige wohnen für einen gewissen Zeitraum, bis zu drei Wochen hier und können ausprobieren, ob und wie das mit dem Alltag der pflegenden Angehörigen zu vereinbaren ist," sagt Johanna Dietz. Möglichst wohnungsgetreu soll in dem Zentrum geübt werden. Deshalb können entsprechende Barrieren, wie sie nun mal in einer Wohnung oder einem Haus vorhanden sind, eingebaut werden. Damit wird den Angehörigen auch aufgezeigt, wie in den eigenen vier Wänden umgebaut werden muss, um mit der neuen Situation des Angehörigen umzugehen. "Die Leute müssen auch erkennen, dass sie Veränderungen annehmen sollen, zum Wohl des Patienten." Das Projekt ist neutral, das heißt: Pflegebedürftige die nicht von der Sozialstation  versorgt werden können hier üben. Auch an eine Schulung der Angehörigen ist gedacht. Johanna Dietz sagt, dass die Hilfe von außen und Sozialeinrichtungen oft zu spät angenommen wird. So zum Beispiel, dass man das "Essen auf Rädern" annehmen könnte oder die Unterstützung von Sozialstationen." All das kann im neuen Pflegeübungszentrum getestet werden.

Es gebe aber auch viele ältere Menschen, die weiterhin zu Hause bleiben und sich selbst versorgen wollen und auch das kann hier bei uns im Pflegeübungszentrum (PÜZ) künftig geübt werden unter dem Gesichtspunkt – ambulant vor stationär! Johanna Dietz verweist auf eine Studie, die Studentinnen erstellt hatten. Sie waren es, die darauf verwiesen hatten, das die häusliche Situation auch im Pflegeübungszentrum nach gestellt werden sollte, denn hier gebe es kaum Barrierefreiheit. Die Studierenden kamen vom „Pflege- und Gesundheitsmanagement“ an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Alle Studierenden haben eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf. Das Projekt PÜZ war eine Aufgabe im vierten Semester. Befragt wurden auch Pflegende und die Studentinnen erfuhren, dass diese Anleitung bei der Pflege, eine Einweisung in die Hilfsmittel, feste Ansprechpartner und eine kurzfristige Einzugsmöglichkeit erwarten. Überlegungen gehen mittlerweile auch in die Richtung "Nachbetreuung zu Hause", sagte Johanna Dietz. Immerhin würden zwei Drittel der älteren Menschen zu Hause betreut oder leben dort im eigenen Haushalt.

 

Das neue  Pflegeübungszentrum umfasst zunächst zwei Wohneinheiten mit einem Gemeinschaftsraum. Sollte die Idee angekommen und die Nachfrage steigen, kann die neue Einrichtung "gespiegelt", also verdoppelt werden. Gedacht ist das Pflegeübungszentrum zur Zeit nur für den Landkreises Rhön-Grabfeld. Das Projekt mit einem Gesamtkostenaufwand von rund 275 000 Euro wird vom Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit 150.000 Euro aus Geldern des Freistaats gefördert. 75.000 Euro steuert die Deutsche Fernsehlotterie bei. Die verbliebenen 50.000 Euro will der Caritasverband Rhön-Grabfeld aus eigenen Mitteln dazu geben. Dazu wird mit Hilfe einer Legosteinaktion zu Spenden aufgerufen.  Die Finanzierung des laufenden Betriebs setzt sich zusammen aus normalen Leistungen der Pflege-/Krankenkassen ambulant und aus Selbstzahlern. Dazu werden Verhandlungen mit den Pflegekassen aufgenommen.

Wie funktioniert die Legostein-Spendenaktion? Ganz einfach: Für den Betrag von fünf Euro gibt es einen Legostein. Natürlich kann man auch eine höhere Summe spenden. Der symbolische Legostein ist ein Dankeschön des Kreiscaritasverbandes Rhön-Grabfeld, sagte Johanna Dietz. Barspenden kann man im Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. ,Kellereigasse 12-16, in Bad Neustadt, in den Sozialstationen St. Kilian (Mellrichstadt) und  St. Peter (Bad Königshofen) abgeben und bekommt dort auch die Legosteine. Natürlich kann man auch den Überweisungsträger nutzen und sich einen Legostein bei den genannten Stellen abholen: Überweisungen an die Volks- und Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld eG, DE50790691650000804410 oder an die  Sparkasse Bad Neustadt a. d. Saale, DE81793530900000001271. Wer möchte, dass sein Name als Unterstützer des Pflegeübungszentrums genannt wird, sollte bei Verwendungszweck lediglich ein "Ja" dazu schreiben. Wer sehen möchte, wie weit die Spenden gediehen sind, kann dies im Kreiscaritasverband in Bad Neustadt an der Spendesäule erkennen.

Autor: Hanns Friedrich

 

­