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Rhön-Grabfeld Gehörlose feiern 50 Jähriges – Beeindruckend bezeichneten Landrat Thomas Habermann, Alois Gensler, Behindertenbeauftragter für den Landkreis Rhön-Grabfeld und Karl Breitenbücher, Behindertenbeauftragter der Stadt Bad Neustadt den Gehörlosengottesdienst in der Kirche St. Johannes in Brendlorenzen. Hier war nämlich die Gebärdensprache gefragt, das heißt die Liedtexte, die Lesungen, das Evangelium oder die Worte von Pfarrer Reinhold Kargl wurden durch Handzeichen der Gebärdensprache ersetzt.

Winken war gleich Beifall oder Freude, das Deuten auf beide Handflächen bedeutete Christus,  beim Himmel gingen die Arme nach oben, eine kreisrunde Bewegung bedeutete, dass alle einbezogen sind erklärt Claudia Walter, Pastoralreferentin und Beauftragte der Diözese Würzburg für Hörgeschädigte. Sie und Herbert Geisler, Vorsitzender der katholischen Gehörlosengemeinschaft Bad Neustadt freuten sich über die Anwesenheit der Gäste.Beim Festempfang nach dem Gottesdienst, an dem Landrat Thomas Habermann aus Zeitgründen nicht mehr teilnehmen konnte, überbrachte Alois Gensler dessen herzliche Grüße. Er bedankte sich vor allem für den eindrucksvollen und, wie er sagte, besonderen Gottesdienst. Sowohl er als auch Landrat Thomas Habermann seien gerne gekommen, um die Gemeinschaft einmal kennen zu lernen. Kurz ging Alois Gensler auf seine Aufgabe als Behindertenbeauftragter im Landkreis Rhön-Grabfeld ein und sagte, dass er, wo immer Hilfe gebraucht wird, Ansprechpartner sei. Dies gelte nun insbesondere für die Hörgeschädigten, die bisher etwas im Hintergrund standen. "Es ist wichtig, dass Sie sich bemerkbar machen, uns sagen, wo wir, auch im Bereich Barrierefreiheit, helfen können."  Das unterstrich auch Karl Breitenbücher, Behindertenbeauftragter der Stadt Bad Neustadt. Es sei schön, diese Gemeinschaft einmal kennen zu lernen. "Wir helfen gerne, wenn wir können," sagte der Bad Neustädter Stadtrat. Auch er hob den Gottesdienst in Gebärdensprache heraus, der etwas Außergewöhnliches gewesen sei. Beide Politiker wünschten zum 50-Jährigen alles Gute im Namen der Stadt Bad Neustadt und des Landkreises Rhön-Grabfeld

 Pfarrer Reinhold Kargl freute sich, dass so viele zum Jubiläumsgottesdienst gekommen waren. Ein Gruß galt Josef Rotkopf, Gehörlosenseelsorger des Bistums Aachen und gleichzeitig Generalpräses des Verbandes der katholischen Gehörlosen Deutschlands. Als Diakon verkündete er im Gottesdienst das Evangelium, natürlich in Gebärdensprache. Gekommen war Diakon Werner Steinle, der lange Jahre die Diözesangemeinschaft geleitet hat. Mit dabei war Diakon Thomas Volkmuth. Ein Dank galt Pastoralreferentin Claudia Walter, "die so begeistert den Gebärdenchor leitet." Ein Lob ging an ihren Mann, Stefan Walter, der die Orgel spielte. Ein besonderes Vergelts Gott hatte Pfarrer Reinhold Kargl für den Gebärdenchor. Auf das Gleichnis vom Sämann ging Thomas Volkmuth in seiner Ansprache ein, die er selbst in Gebärdensprache übersetzte. Der Samen sei das Wort Gottes, der Acker das Herz eines jeden Menschen, Sämann, sei Jesus Christus.  Kurz streifte er die Gründung der Gruppe Rhön-Grabfeld, die sich vor 50 Jahren in Bad Neustadt zusammen fand. Wenige seien es gewesen, aber nach und nach sei die Gemeinschaft gewachsen. "Der ausgestreute Samen brachte viele Früchte," sagte der Diakon. Er erinnerte daran, dass die Gemeinschaft in den vergangenen fünf Jahrzehnten Höhen und Tiefen erlebte. "Regen und Sonnenschein gab es auch bei uns." Taufen, Hochzeiten und Jubiläen wurden gefeiert, aber auch Tod und Trauer blieben nicht aus. "Wir haben einander getröstet und gestützt und immer die Botschaft Gottes aufgenommen." Im Gottesdienst erlebe man Gottes Liebe. So sei der Gottesdienst der Dünger für das Gedeihen der Früchte. Viele hätten den Acker der Gehörlosengemeinschaft Rhön-Grabfeld betreut. Der Prediger erinnerte an Pater Sigismund, Pfarrer Wehner und schließlich Pfarrer Reinhold Kargl, der  seit 2003  die Gemeinschaft leitet. Auf Diözesanebene sei Claudia Walter aktiv.

 So wuchsen viele Blumen, die man symbolisch bei den Fürbitten in eine große Vase vor den Altar stellte. Dank sagten die Betenden für die Freundschaft, die Verbundenheit, den Menschen, die die Gruppe begleitet und unterstützen. Man betete für die Älteren und Kranken, die nicht mehr zu den Gottesdiensten kommen können. Schließlich wurden eine Kerze mit dem Symbol der Gemeinschaft an Pfarrer Reinhold Kargl als Erinnerung an das 50-Jährige Jubiläum übereicht, ebenso an Josef Rotkopf, Werner Steinle und Thomas Volkmuth. Mit Bildern und Namensnennung erinnerte man in einer Power-Point-Präsentation an die Verstorbenen der vergangenen 50 Jahre. Schließlich segnete Pfarrer Reinhold Kargl kleine Geschenke, Schlüsselanhänger, die einen Engel zeigten. Der solle immer bei demjenigen sein, der den Anhänger bei sich trägt, sagte der Geistliche. Schließlich dankte der erste Vorsitzende der katholischen Gehörlosengemeinschaft Bad Neustadt, Herbert Geisler, allen die gekommen waren, besonders dem Liturgieteam und lud zum Festakt in das Pfarrheim ein. Selten hat man als "Hörender" dann das "Großer Gott wir loben dich," so erlebt - nämlich in der Gebärdensprache, die dem Liedtext einen besonders nachhaltigen Ausdruck gab.

Autor: Hanns Friedrich

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