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Ökumenischer Hirtenweg mit Überraschungen – Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gewundert, warum am Christbaum am Marktplatz in Bad Königshofen Zettel mit besonderen Wünschen hängen. Da liest man: Ich wünsche mir Frieden unter den Menschen, oder auch dass die Menschen Freude haben... oder Ich wünsche mir Schleich-Pferde". Ein ganz kurioser Wunsch: Ich wünsche mir statt sechs Wochen Sommerferien, sie zu verdoppeln und 12 Wochen drauß zu machen." Dem ist ein Smily angefügt. Was es mit dieser ungewöhnlichen Wunschzettelaktion auf sich hat, kann man auf einem großen Zettel nach lesen.

Die Geschichte dazu hat die evangelische Pfarrerin Tina Mertten am zweiten Weihnachtstag beim "Hirtenweg" erzählt.  Dabei ging es um eine alte Frau, die mit 64 Jahren noch einen Mann suchte und dies auf einen Zettel in Sternform schrieb und diesen an den Weihnachtsbaum am Marktplatz ihrer Heimatgemeinde hängte. Daraufhin kamen viele weitere Wünsche dazu. Das Besondere dabei: Die wurden oft beantwortet. Da wollte ein Kind reiten lernen und bekam Anschrift und Telefonnummer für einen Reitstall. Viele Wünsche wurden so erfüllt. Auf dem Zettel, den die Frau an den Baum gehängt hatte stand zu lesen: Wie alt bist du und wie siehst du aus? "Warum sollten nicht auch wir Wünsche äußern und an unseren Christbaum hängen," sagte Tina Mertten. Ihre Idee stieß schnell auf Gegenliebe und so sind seit Montag kleine Zettelchen mit verschiedenen Wünschen am Königshöfer Weihnachtsbaum zu finden. Vielleicht gehen davon auch einige in Erfüllung.

Der "Hirtenweg" zu dem die evangelische Kirchengemeinde schon seit einigen Jahren, jeweils am zweiten Weihnachtstag einlädt, stieß auch heuer wieder auf großes Interesse. An der evangelischen Kirche begrüßte Pfarrerin Tina Mertten die "Hirtengemeinde" und sagte, man wolle sich wieder auf den Weg durch die Stadt machen und sehen, welche Botschaften in diesem Jahr das Leben bereit hält. Schon im vergangenen Jahr stießen ihre Geschichten von Susanne Niemeyer auf großes Interesse. "Es sind oftmals weltferne Geschichten, Geschichten vom eigenen Sein," sagte Tina Mertten und so ging es zur ersten Station, dem Jugendzentrum der Stadt Bad Königshofen. Dort erfuhren Kinder und Erwachsene, dass hier einmal ein Gefängnis war und Diebe zum Beispiel hier eingesperrt waren. Dazu gabs natürlich eine entsprechende Geschichte.

Darin ging es um Kinder, die aus den Einkaufswagen in den großen Geschäften verschiedene Dinge, die die Leute gekauft hatten, mitgehen ließen. Eines Tages kamen sie auf die Idee, diese geklauten Dinge nicht mehr für sich zu verwenden, sondern anderen damit eine Freude zu machen. Sie beschenkten alte und schwache Menschen, aber auch Menschen, die auf der Straße lebten. Zu diesen Geschenken gehörte zum Beispiel ein Rucksack aber auch einmal eine Salami oder eine Wolldecke und vieles mehr, was die Armen so brauchten. Zum Schluss hatten die Kinder ein ganzes Lager mit geklauten Dingen, die sie aber wieder weiter gaben. Plötzlich hatten sie eine Aufgabe und beschenkten andere Menschen. Das hat sich bis in die Zeit als Erwachsene erhalten. Nur: Diesmal nehmen sie sich gegenseitig einen Gegenstand, den derjenige nicht mehr benötigt und schenken diesen weiter. "So und jetzt solltet Ihr euch überlegen, was ihr zu Hause entbehren könntet, um es weiter zu verschenken!" sagte die Pfarrerin den Kindern.

Dann gab es als Überraschung die Möglichkeit sich zu verkleiden und natürlich "schoss" Pfarrer Lutz Mertten dazu das entsprechende Foto. An der Weihnachtskrippe des Hotel Ebner in der Schottstraße traf sich die Gruppe dann erneut. Dort ging es um die die Geburt Jesu auf Erden. Aufregung herrschte dazu im Himmel, "wo der Allmächtige verkündete: Ich habe einen Sohn und er ist bei den Menschen." Das stieß teils auf Unverständnis bei den himmlischen Heerscharen.  Gott äußerte dazu die Bitte dem Kind etwas zu schenken, das sein Leben trägt. Vieles wurde Gott Vater angeboten doch das alles war nicht das, was sich "der Allmächtige" wünschte. Persönliche Geschenke waren es, die dann in den Vordergrund rückten. Dazu gehörte der Teddy, der nur noch ein Auge hatte, aber das Lieblingsspielzeug war, oder eine Adlerfeder, auf die das Jesuskind geborgen sei.

Für die "Hirtengemeinde" hatte Pfarrerin Tina Mertten dann auch ein kleines Geschenk: Eine Streichholzschachtel mit der Aufschrift "Geborgen auf Adelers Fittichen". Natürlich fanden die Kinder in der Schachtel eine kleine Feder, die sie als Erinnerung mit nach Hause nehmen durften. Am evangelischen Gemeindehaus endete der diesjährige Hirtenweg an einem "Lagerfeuer", wo sich die "Hirtengemeinde" zum geselligen Abschluss traf.

Autor: Hanns Friedrich

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