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Eindrucksvolle ökumenische Gedenkstunde zum Holocaust – Ein kleiner siebenarmiger Leuchter, Steine, Kerzen, ein Judenstern und jüdische Musik prägten die Gedenkstunde in der evangelischen Kirche Bad Königshofen am Sonntagabend. Erinnert wurde an den 27. Januar 1945, als Soldaten der Sowjetarmee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit hatten. Auschwitz, so sagte die evangelische Pfarrerin Tina Mertten, stehe stellvertretend für den Völkermord, bei dem rund sechs Millionen Menschen ums Leben kamen.

Die Pfarrerin ging auf eine ARD Dokumentation ein, bei der sich herauskristallisierte, daß Antisemitismus auch heute noch vorhanden ist. Das Fernsehteam machte eine Umfrage, bei der dies immer wieder deutlich wurde. Tina Mertten: Hätte man nachgefragt, ob einer einen Juden kennt, hätte dieser sicher verneint.  Das Ensemble "Spielerei" gab mit jüdischer Musik den entsprechenden Rahmen und im Gebet erinnerten Pfarrerin Tina Mertten und ihr katholischer Amtsbruder, Pfarrer Karl Feser an die Menschen, denen man kein Grab gelassen hat, besonders an die Kinder, an die Menschen, die zu medizinischen Versuchen missbraucht wurden und an die sechs Millionen, die ihr Leben im Nazi-Regime verloren.

Eindrucksvoll dann der Filmbeitrag "Spielzeugland", der von der Zivilcourage im Nazi-Deutschland berichtet. Dabei ging es um die bevorstehende Deportation der jüdischen Familie Silberstein, die mit den Nachbarn Meissner befreundet ist. Heinrich Meissner und David Silberstein sind die Nachbarsjungen.  Man fahre ins Spielzeugland erklärten die Eltern den Kindern. Doch als Davids Familie abgeholt wurde, wollte auch Heinrich mit. Als seine Mutter nach Hause kam, war ihr Sohn nicht mehr da. Sie vermutete, daß er im Transportzug jüdischer Mitbürger war. Als ihr zwei SS-Männer den Waggon öffnen, in denen die Silbersteins eingepfercht standen, war Heinrich nicht zu finden. Mit großen Augen schaute sie jedoch der kleine David an, den sie dann als Heinrich ausgibt und mit nach Hause nimmt. Dort ist Heinrich, den die Soldaten nicht mitgenommen hatte, weil er kein Jude war. Heinrich und David wachsen nun wie Brüder auf. Der Film "Spielzeugland" von Regisseur Jochen Alexander Freydank wurde 2009 unter anderem mit dem Oscar für den besten Kurzfilm ausgezeichnet.

In ihrer Ansprache ging Pfarrerin Tina Mertten auf den Film ein, sprach von den beiden Eltern, die sich schätzen, von der Hilfsbereitschaft, dem Miteinander. "Wenn man einander vertraut, hat das Unrecht keine Chance", sagte die Pfarrerin. Zivilcourage sei auch heute noch wichtig und notwendig. Tina Mertten erwähnte in diesem Zusammenhang die Asylbewerber, die ganz in der Nachbarschaft, im ehemaligen Melanchthonheim Bad Königshofen  untergebracht sind. Sie sprach die Ausländer in Deutschland an, aber auch die Schwachen und die behinderten Mitmenschen. "Sie alle sind unter uns."

Jeder müsse dann Zivilcourage zeigen, wenn Gefahr besteht, daß diesen Menschen Unrecht geschieht. "Dann sind wir gefordert, denn es ist ein Mensch und er gehört zu uns." Kurz streifte sie ein Klavierspiel, das Heinrich und David im Film eingeübt hatten. Es ist der Psalm 133. Dort heißt es: Siehe, wie fein und lieblich ists, daß Brüder einträchtig beieinander wohnen..."  Segen und Leben wachse aus der Menschlichkeit und beides gehe ohne diese Menschlichkeit zugrunde."  Die Gedenkstunde in der evangelischen Kirche in Bad Königshofen endete mit dem bekannten jüdischen Lied "Wir bringen Frieden".  Text: Hanns Friedrich

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