Darauf verwies Vorsitzender Bernhard Weigand in seinem kurzen Rückblick. Im voran gegangenen Gottesdienst ging es dann vor allem um den Schutzpatron der Kolpingsfamilie - den heiligen Joseph, dessen Gedenktag bekanntlich am 19. März gefeiert wird. In Interviewform unterhielt sich Kilian Weigand als Reporter mit dem "heiligen Josef", Kolpingmitglied Josef Weber. Der heilige Josef ist bekanntlich der Schutzpatron der gesamten Kirche. Etwas, das heute fast in Vergessenheit geraten ist, meinte Reporter Kilian Weigand. Ebenso wie Josef der Schutzpatron der Arbeiter ist und, wie er selbst im Interview sagte, früher besonders am 1. Mai gefeiert wurde. Letztendlich, so Kilian Weigand, sei er doch auch ein Familienheiliger. Dann stellte er dem Heiligen Josef eine fast peinliche Frage, als er meinte, dass das Kind, das seine Verlobte zur Welt brachte, ja nicht von ihm war. "Als ich das erfuhr, habe er nicht gewusst wo mir der Kopf steht.". Dann habe er sich aber entschieden trotzdem zu Maria zu stehen, sagte Josef dazu. Leider habe er ihr bei der Geburt nur eine "Notunterkunft" in Bethlehem bieten könne, aber das Kind als größtes Geschenk sei wichtiger gewesen.
Der "Heilige Josef" verglich die Situation der Flucht vor Herodes mit den Flüchtlingen heute. Damals habe Herodes nach dem Leben des neugeborenen Jesus getrachtet, heute seien es die Menschenrechte, die immer und überall mit Füßen getreten werden. Schade fand es Josef, dass er oft als alter Mann dargestellt wird und sei wohl deshalb heute oftmals kein Vorbild mehr für die Jugend. Jeder müsse aber seine von Gott gestellten Aufgaben im Leben erfüllen. Der "Heilige Josef": Ich stehe für die ein, die mich brauchen!" Pfarrer Karl Feser sagte zum Josefstag, dass Josef ein Mann am Rande der Gesellschaft war. Gott habe oft in sein Leben eingegriffen. So sah sich Josef auch als Werkzeug Gottes. Der Pfarrer sagte, dass viele Menschen im Hintergrund arbeiten, ohne sich in den Mittelpunkt zu stellen. Das habe auch der heilige Josef getan. Der Geistliche: "Gott ist heute noch unser Lebensbegleiter!"
Im Pfarrgemeindehaus hieß Bernhard Weigand, Präses, Pfarrer Karl Feser, Altpfarrer Linus Eizenhöfer, Kaplan Sebastian Krems, Diakon Rudi Reuter sowie den Ehrenvorsitzenden Gustav Blum sowie Kolpingmitglieder, darunter Ehrenbürger Clemens Behr, willkommen. Kurz skizzierte er die 160-Jährige Geschichte der Kolpingsfamilie. Im März 1857, also noch zu Lebezeiten des Gesellenvaters Adolph Kolping, gab der damalige Stadtpfarrer von Königshofen, Adam Korb den Anstoß für die Gründung eines Gesellenvereins in Königshofen im Grabfeld. Diese Idee fiel auf fruchtbaren Boden und wurde von namhaften Bürgern unterstützt. Die Lehrer Michael Schmitt und Georg Englert erteilten den Gesellen Unterricht in Buchführung, Zeichnen und Gesang. Der gute Zusammenhalt unter den Mitgliedern brachte dem Verein bald eine ständig wachsende Mitgliederzahl. Deshalb wurde auch eine Fahne angeschafft, die heute noch vorhanden ist.
Als am 4. Dezember 1865 der Tod von Adolph Kolping bekannt wurde, ehrte der Gesellenverein Königshofen sein Andenken durch einen Trauerzug mit florumhüllter Fahne, der sich ohne Musik zur Kirche begab, wo ein feierliches Requiem gehalten wurde. Nach 1871 stagnierte die Zahl der Mitglieder, weil der damalige Stadtpfarrer Schmitt kein Interesse am Gesellenverein zeigte. Erst 1879 stieg mit dem neuen Stadtpfarrer Josef Krug die Zahl der Mitglieder auf 152 an. Zum 25. Gründungsfest des Gesellenvereins im Jahr 1882 wurde eine zweite Fahne angeschafft. Vom 6. bis 9. Juli 1907 beging die Kolpingsfamilie ihr 50. Gründungsfest unter dem damaligen Stadtkaplan und Präses Ludwig Then. Das 70-Jährige Gründungsfest feierte man 1927. Dabei wurde die dritte Fahne vom Präses gesegnet. Auch diese Fahne ist noch im Besitz der Kolpingsfamilie.
Im Jahr 1931 zählte die Kolpingsfamilie 92 aktive Mitglieder. In der Zeit des Dritten Reiches wurde der Verband verboten und man traf sich heimlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg feierte man 1946 das 90-Jährige Stiftungsfest und schließlich unter dem damaligen Stadtpfarrer Karl Merz das 100. Gründungsfest. Im gleichen Jahr wurde die Straße im Neubauviertel „Am Weißen Kreuz“ in Kolpingstraße umbenannt. Als die Kolpingsfamilie 1982 ihr 125. Stiftungsfest feierte, präsentierte sie sich als eine fest gefügte Gemeinschaft und zählte zu diesem Zeitpunkt 149 Mitglieder. 2007 schließlich das große 150. Stiftungsfest. Bewusst hatten Vorstandschaft und Festausschuss für das große Jubiläum das Motto „Eine Idee zieht Kreise. Adolph Kolping- ein Mensch der begeistert" gewählt.
Das alles sei Grund genug auf den heute besonders aktiven Gesellenverein anzustoßen, sagte Vorsitzender Bernhard Weigand. Auch nach 160 Jahren habe die Kolpingsfamilie Bad Königshofen nichts an Attraktivität verloren. Jung und alt sind im Verein und halten gemeinsam an der Idee des Gesellenvaters Adolph Kolping fest und setzen diese in die heutige Zeit um. Die Kolpingsfamilie Bad Königshofen sei heute Garant für Kirche, Kultur und gesellschaftliches Miteinander. Bernhard Weigand kündigte in diesem Zusammenhang ein Familienfest im Herbst an, bei dem man dann noch einmal "160 Jahre Kolpingsfamilie Bad Königshofen im Grabfeld" feiern wolle.
Autor: Hanns Friedrich