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Zu Besuch in der nördlichsten Diözese der Welt – "Wenn sie noch in Tromsö sind, dann lade ich sie heute um 19 Uhr ins Bischofshaus ein. Unser Pfarrer aus Hammerfest, Antonius Sohler, übernachtet hier und reist morgen nach Deutschland. So können wir alle hier essen. Sie und Ihre Frau sind herzlich willkommen, wenn Sie Zeit haben. Mit herzlichen Grüßen Bischof Berislav Grgic." Solch eine Einladung ist zum einen eine Überraschung, zum anderen zeigt sie doch eine besondere Wertschätzung für einen Gast aus Deutschland.

Vor einem Jahr waren wir erstmals im Bischofshaus und sahen, wie unkompliziert hier in der nördlichsten Diözese der Welt, in Tromsö alles abläuft. Da gibt es keinen eigenen Fahrer für den Bischof, "seine Exzellenz  öffnet sogar selbst die Haustüre und schreibt kurzerhand eine E-Mail zum Abendessen.  Ganz ehrlich: In Deutschland wäre das sicher nicht so einfach, mal in Würzburg am Bischofshaus klingeln, Bischof Friedhelm Hofmann öffnet selbst und dann schickt er auch noch spontan eine Einladung zum Abendessen. Dass wir solch eine Einladung keinesfalls abschlagen konnten war klar und im Bischofshaus freute man sich sichtlich darüber. "Was höre ich da? Hier wird deutsch gesprochen?, sagt Pfarrer Antonius Sohler. In gemütlicher Runde berichtet der Pfarrer von seiner Gemeinde Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt. Hier ist er zu Hause und übernimmt die Seelsorge für drei weitere Orte rund um das Nordkap. Dafür muss er an jedem Wochenende große Strecken zurücklegen. Aber das gehört in der Diaspora in Norwegen dazu, sagt der Priester aus Hammerfest und lacht. Er fühlt sich hier sehr wohl, ebenso wie Bischofs Berislav. Ganz klar: Auch er spricht spontan eine Einladung nach Hammerfest aus: "Wenn sie das nächste Mal in Norwegen sind, besuchen Sie mich, versprochen!"

Doch zurück zu Bischofs Berislav Grgic. Der gebürtige Kroate ist seit 2009 Bischof der nördlichsten katholischen Diözese der Welt, der Prälatur Tromsö. Zum zweiten Mal waren wir sein Gast und haben ihm etwas, wie er sagt, Besonderes,  mitgebracht - Hostien aus dem Karmelitinnenkloster Rödelmaier. "50 Stück, die werden nur an den Sonn- und Feiertagen genommen,"  strahlt der Bischof, mit dem uns eigentlich von Anfang an ein fast  freundschaftliches Verhältnis verbindet. Als wir am Bischofshaus klingeln und Bischof Berislav selbst öffnet überlegt er nur kurz, dann weiß er, seine Gäste kommen aus der Diözese Würzburg, aus Rödelmaier. Na ja, nicht ganz, schmunzeln wir, "aus Bad Königshofen".  Was auch bei diesem Besuch wieder auffiel: Der Bischof nimmt sich, obwohl wir uns nicht angemeldet haben, viel Zeit, entschuldigt sich, dass er für zwei Tage auf sich selbst gestellt ist, weil seine Haushälterin und Sekretärin Heidi nicht da ist. Sie ist übrigens eine gebürtigen Fränkin, stammt  aus Neustadt an der Aisch

Wie die Situation der katholischen Kirche in seiner Diözese ist?  Sie stagniert und das ist gut so, sagt der Bischof und nennt die Flüchtlingsströme der Welt, die dazu führen, dass die Zahl der katholischen Gläubigen seit 2009, als der Bischof nach Tromsö kam, von damals 2.000 auf mittlerweile über 7000 angewachsen ist. Freilich sind das für die riesige Diözese mit 175.000 Quadratkilometern recht wenige Menschen, denn der Bereich der Diözese Tromsö zählt eine halbe Million Einwohner, die mehrheitlich der lutherischen Staatsreligion angehören. Bischof Berislav und seine elf Priester betreuen einen Bereich der von der  norwegisch-russischen Grenze bis über die Barentssee nach Svalbard reicht. Mehr als 1.500 km liegen zwischen der südwestlichsten Pfarrei Mosjoen und der nordöstlichsten Gemeinde Hammerfest auf dem norwegischen Festland. "Es ist eine große Diaspora", sagt Pfarrer Antonius aus Hammerfest und berichtet, dass Gläubige oftmals bis zu 100 Kilometer zurück legen, um einen Sonntagsgottesdienst zu besuchen. Deshalb trifft man sich nach den Gottesdiensten im  "Kirchencafe".

Am Bischofssitz in Tromsö ist täglich eine Messfeier und zwar in der Bischofskirche „Unserer Lieben Frau“. Es ist dies kein Dom, wie man ihn in Deutschland kennt, sondern eine Holzkirche und hat in etwa die Größe der Wallfahrtskirche von Ipthausen. Im vergangenen Jahr wurde sie mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland renoviert. "Sie ist doch schön geworden und wir sind fast fertig. Für die Unterstützung haben wir dem deutschen Bonifatiuswerk und der Erzdiözese München und Freising zu danken," sagt der Bischof. Als wir am Sonntag den Gottesdienst besuchen erfahren wird auch, dass hier das Fest "Dreikönig" kein eigener Feiertag wie in Deutschland ist, sondern am Sonntag darauf gefeiert wird. Sternsinger gibt es übrigens auch nicht, dafür Aufkleber, "mit den Insignie der Heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar" sagt der Bischof. Diese werden im Gottesdienst gesegnet, dann an die Gläubigen weiter gegeben, die sie zu Hause an ihre Haustüre befestigen.

"Vielleicht etwas, das wir auch bald in einigen Gemeinden bei uns in Deutschland haben," füge ich an. Warum? Bischof Berislav und Pfarrer Antonius schütteln den Kopf, als sie erfahren, dass der Sternsingerbrauch in einigen Gemeinden wohl vom Aussterben bedroht ist. "Das wäre aber schade, so ein schöner Brauch." Schließlich hat der Bischof noch eine Überraschung für seine Gäste aus Deutschland ein kleines rotes Etui holt er aus einer Schublade: Das ist für Sie als Andenken an ihren Besuch bei mir. Die goldglänzende Medaille hat er beim Besuch von Papst Franziskus im Oktober 2016 im schwedischen Lund erhalten, erzählt er. Für ihn war dies ein beeindruckendes Erlebnis, dass Papst Franziskus zum Lutherjahr in die skandinavischen Länder reiste und damit letztendlich auch den Reformator Martin Luther würdigte. Dann erzählt der Bischof noch, dass sich in gewissen Abständen die Nordische Bischofskonferenz trifft und die Tagungssprache Deutsch ist. Der Nordischen Bischofskonferenz gehören die Bischöfe aus Dänemark, Finnland, Oslo und Trondheim. Tromsö, Island und Stockholm an.

Autor: Hanns Friedrich

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